Der Schirmherr der Theaterakademie Köln starb am 29. Juli 2021 nach langer Krankheit. Wir trauern um einen großen Theatermenschen, beeindruckenden Dozenten und guten Freund.

Ich durfte Bulat 2012 kennen lernen, nachdem er in Weimar die Goethe-Medaille verliehen bekommen hatte. Dem vorausgegangen waren eine Inhaftierung und Folter in seiner Heimat Kasachstan, weil er die streikenden Ölarbeiter dort unterstützte. Als klar war, dass es zu gefährlich sein würde, nach Hause zu gehen, entschied er sich für das Exil in Deutschland. Er lebte seit dem in Köln. Ich habe ihn in dieser Zeit als Dozent und Regisseur der Theaterakademie Köln erlebt. Er brachte uns zusammen mit Volker Schlöndorff und Roberto Ciulli, um nur zwei seiner stärksten Unterstützer in Deutschland zu nennen.

Roberto Ciulli (Theater an der Ruhr) in der Theaterakademie Köln 2013

Er brachte seinen Schüler:innen eine fremde und große Theatervorstellung nahe, die erfüllt war von der Liebe für das Schauspiel und die Schauspieler:innen. Die waren für Bulat immer das Herz des Theaters. Er inszenierte mehrmals im Auftrag der Theaterakademie Diplominszenierungen im Orangerie Theater im Volksgarten oder in der Jesuitenkirche Sankt Peter Köln. Im Jahr 2013 holten wir sein Theater Aksaray für ein Gastspiel und Workshops nach Köln. Auch wenn kaum jemand hier kasachisch spricht erstanden wir alle, was gespielt wurde, so klar und sinnlich war seine Theatersprache.

Plakat zum Gastspiel von “Lawine” im Kölner artheater, Design: Jan Wagner
Bulat Atabayev, Ensemble, Schüler:innen der Theaterakademie Köln 2013 im artheater
Schauspielworkshop in der Theaterakademie Köln, 2013

In unzähligen Gesprächen an seinem Esstisch durfte ich eine Welt kennen lernen, die mir fremd war: Wie kann man Kunst machen in einem Land, in dem Dissidenten weggesperrt und umgebracht werden? Bulat war ein Kämpfer für die Demokratie. Als sich im Februar 2014 der Maidan in einen Kriegsschauplatz verwandelte, war er dabei, als wir in der Theaterakademie den Verein “United World Organisation” gründeten, um Menschen in der Ukraine zu helfen. Bulats Mut war außerordentlich. Wir vermissen ihn sehr.

Bulat Atabayev, KOlleg:innen & Schüler:innen, Diplominszenierung der Theaterakademie Köln 2013 im Orangerie Theater im Volksgarten

Zum Glück konnte er nach 11 Jahren im Exil im März 2021 in seine geliebte Heimatstadt Almaty in Kasachstan zurückkehren, wo er im Kreise seiner Angehörigen verstarb. Unser herzliches Beileid geht an seine Familie, die so lange auf ihn verzichten musste.

Robert Christott
Schulleiter Theaterakademie Köln


Ein Dokument seiner Sicht auf das Theater ist die Folge im Podcast der Theaterakademie “Brotlose Kunst”

Fotos: Klaudius Dziuk (https://www.aesthetische-fotografie.de/)