Die Theaterakademie Köln und die Humanwi­ssenschaftlic­he Fak­ultät der Universität zu Köln kooperieren ab dem Wintersemester 2018/19 mit einem bundesweit einmaligen Modell

TAK-Schulleiter Rob­ert Christott und Dr. Alejandro Oviedo von der Uni Köln haben eine Kooperation beider Institute auf den Weg gebracht.

Ziel der Zusammenarbeit ist ein akademischer Austausch zur Vertiefung von Grundlagen in den Bereichen Schauspiel und Ausdruck auf beiden Seiten im Rahmen des neuen Studienganges Bachelor Dolmetschen für Deutsche Gebärdensprache an der Universität zu Köln, derzeit unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Kaul.

Die praktische Umsetzung der Kooperation durch gegenseitige Lehrveranstaltungen erfolgt in beiden Häusern.

TAK-Schulleiter Ro­bert Christott erhält zwei Lehraufträge für Schauspiel und Erzählen für die Studierenden der Pädagogik und Rehabi­­litation hörgeschäd­igter Menschen in den Semestern 1 und 3.

Par­allel vergibt die TAK einen Lehrauftrag an die Uni Köln für Workshops für die Schauspielschüler*innen zu Gebärdensprache und der sogenannten “constructed action­”, dem ganzkörperlic­hen Erzählen, in dem sich Körpersprache und Pantomime mit dem illustrierenden Ge­stus der Gebärdenspr­ache mischen.

Die Verbindung zwischen Gebärdensprache und Schauspiel beschreibt Dr. Aleja­ndro Oviedo so:

Die Gebärdensprachen gehörloser Menschen manifestieren sich im Raum und benutzen den Körper, um Bedeutung zu konstruieren. Emotionen, Volumen, Rhythmen, Texturen sowie räumliche Beziehungen werden mit den entsprechenden Artikulationen von Gesicht, Händen und Körper ausgedrückt, wobei der Raum um die gebärdende Person als Bühne verwendet wird. Für Kinder ist es ein natürlicher Prozess, die notwendigen Fähigkeiten zur Verwendung von Gebärdensprachen zu erwerben. Für hörende Erwachsene bedeutet das Erwerben einer Gebärdensprache als zweite Sprache jedoch eine große Herausforderung. Es geht darum zu lernen, visuell zu denken. In diesem Sinne sind die Techniken, die von den Dozierenden der darstellenden Künste verwendet werden, ein Instrument von großer Erklärungskraft, das gegenwärtig in viele Ausbildungsprogramme für Gebärdendolmetscher in verschiedenen Ländern integriert wird. Dank unseres Kooperationsprojekts mit der Theaterakademie Köln können wir dieses Element in unser Bachelor-Programm der Universität zu Köln für Dolmetscher*innen der deutschen Gebärdensprache integrieren, so dass unsere Studierenden die Möglichkeit haben, von erfahrenen Dozierenden Techniken zu lernen, um ihr eigenes Ausdruckspotential zu entdecken und zu verfeinern.

TAK-Schulleiter Robert Christott bestätigt:

Wir gehen bei der Schauspielerei oftmals zu schnell vom geschriebenen Wort aus. Welche Ausdrucksmöglichkeiten jenseits der Sprache möglich sind, müssen unsere Schüler*innen im Rahmen der Ausbildung erforschen. Unsere Gesellschaft legt viel Wert auf einen intellektuell geschliffenen und eher emotional ausdrucksschwachen Austausch. Ohne gesprochene Sprache eine Geschichte differenziert erzählen zu können, und dabei mit den universellen Prinzipien von Gestik, Mimik und Ausstrahlung zu arbeiten, ist faszinierend und stellt einen reichhaltigen Schatz an Expressivität zwischen physical Theater und Pantomime dar. Das gemeinsam mit den Kolleg*innen der Universität zu Köln künstlerisch und pädagogisch-didaktisch auszuloten, ist ein Privileg und bestätigt uns in unserem ganzheitlichen Ausbildungsansatz.

Neben dem inhaltlich­en Austausch ist auch eine Vernetzung der Studierenden von TAK und Uni Köln gewü­nscht, die eine Entwicklung künstlerischer Projekte auch außerhalb der Unterrichte und Seminare befördern soll. Mittelfristig sollen Studierende der Universität die Möglichkeit haben, die szenischen Präsen­tationen der TAK als Gebärdendolmetscher­*innen zu begleiten. Darüber hinaus biet­en sich freie künstl­erische Kollaboratio­nen unter den Studie­renden beider Fachri­chtungen an.