Künstlerische und pädagogische Qualität sind die Maßstäbe, nach denen wir unser Dozenten-Team zusammenstellen.
Nach der Einführung der neuen Ausbildungs- und Prüfungsordnung 2014 und der Veröffentlichung unseres Leitbildes zum Semesterstart 2015 freuen wir uns sehr, nun in loser Folge die spannenden neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorzustellen:
Heute stellen wir eine Künstlerin vor, die zwischen ihren Auftritten in Polen, der Ukraine und dem Rest der ganzen Welt und Kompositionsaufträgen in den USA mit unseren Schülerinnen und Schülern darüber forscht, wie Musik auf der Bühne zum Mitspieler werden kann. What an honour!
Mariana Sadovska wurde in Lwiw in der westlichen Ukraine geboren und absolvierte die Staatliche Lemberger Musikfachschule „Stanislaw Ljudkewytsch“, Schwerpunkt Klassische Klavierausbildung, mit Auszeichnung[1]. Seit 1991 folgte eine Theaterausbildung am Less-Kurbass-Theater Lwiw und bis 2001 ein Engagement als Schauspielerin und musikalische Leiterin beim Gardzienice-Theater in Polen, in dessen Ensemble sie bei internationalen Festivals und Projekten auftrat. In dieser Zeit begann ihr Interesse an indigener Musik und dem bewussten Überschreiten unterschiedlicher kultureller und musikalischer Traditionen. Ein Stipendium der Earth Foundation ermöglichte ihr, 2001 nach New York zu ziehen, wo sie unter anderem mit dem La MaMa Experimental Theatre Club und Anthony Coleman zusammenarbeitete und auch ihre ersten Solo-Konzerte gab. Produziert von Global Village Records, erschien 2002 ihre erste CD Songs I learned in Ukraine.
Seit 2002 lebt Mariana Sadovska in Köln, tritt aber weiter regelmäßig in den USA auf. In einer Produktion des Forums Freies Theater war sie für die Musik verantwortlich. 2005 folgte die zweite CD Borderland in Zusammenarbeit mit Coleman und Doug Wieselman. 2006 erhielt sie den creole-NRW-Preis für Weltmusik. Neben ihren Konzerten gibt sie weltweit Schauspiel- und Vokal-Workshops, zum Beispiel in Polen, Israel, UK, Italien, den USA und 2005 an der Universität und dem Nationaltheater Kabul. Als musikalische Leiterin gehört sie zum Stammensemble des Kölner Theaterkollektivs Futur3. Mit ihrer Band Borderland (Musiker: Jarry Singla, Peter Kahlenborn und Sebastian Gramss) spielt sie ein Repertoire neu arrangierter traditioneller Lieder und Texte aus der Ukraine, die auch auf der CD Just not forever veröffentlicht wurden.
2012 spielte Mariana Sadovska erstmals ihr Solo Odessa Underground und gastierte u.a. im Mute Night Festival in Odessa und dem Festival transVOCALE in Frankfurt (Oder). Das Konzertprogramm ist eine eindringlich-emotionale Nachtfahrt durch die Bars und Nachtclubs von Odessa, Berlin und Paris in der Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und Zweiten Weltkrieg. Im Programm sind Stücke der Sänger und Dichter Arkadi Sewerny, Dina Verni und Alexander Wertinski.
Am 5. Juli 2013 fand die Uraufführung ihres Werkes für Stimme und Streichquartett mit dem Titel Chernobyl.The Harvest in Kiew statt. Es wurde interpretiert durch das Kronos Quartet und Mariana Sadovska (Gesang, indisches Harmonium). Die Komposition stellt die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl in den Mittelpunkt, als Inbegriff für zerstörerische menschengemachte Umweltkatastrophen und Symbol des realen und kulturellen Todes. Mariana Sadovska hat sich bei dieser Auftragskompositionin für das Kronos Quartet von Elementen der archaisch-zeremoniellen Musik in der nördlichen Ukraine ihre inspirieren lassen, die durch ihre eigene, zeitgenössische Klangsprache in einem „heidnischen Requiem“ Ausdruck finden. Die US-Premiere war am 25. Juli 2013 beim Festival Lincoln Center Out Of Doors. Im Rahmen des Festivals tff Rudolstadt erhielt Mariana Sadovska den Hauptpreis des Deutschen Weltmusikpreises RUTH 2013. Die Jury Begründung lautete: „Mit Mariana Sadovska wird eine außergewöhnliche Künstlerin mit dem Hauptpreis der RUTH 2013 ausgezeichnet. Schier rastlos sucht sie nach neuen Ausdrucksformen für Lieder, die ihren Ursprung in der Ukraine haben: Mariana Sadovska, die wie wenige das Zeug hat, das (von ihr selbst akribisch) Erforschte künstlerisch umzusetzen, ist auch international eine anerkannte Komponistin und (Bühnen-)Künstlerin.“ Anlässlich dieser Preisverleihung präsentierte sie ihr neues Bühnenprogramm Cut The Cord mit Christian Thomé (Schlagzeug, Zither, Electronics) sowie als Gast Janko Hanuchevsky (E-Bass). Die zehn neuen Stücke stellen die aktuelle Situation in der Ukraine in den Fokus.
Mit ihrer neusten Komposition „2014“ für vier Stimmen und vier Kontrabässe, welche in Kiev, Lviv und Ternopil aufgeführt wurde, versuchte sie auf die sich überstürzenden Ereignissen seit der Revolution auf dem Maidan in der Ukraine eine musikalische Antwort zu finden.
Mariana leitet an der TAK im Fachbereich Schauspiel ein Szenenstudium als szenische Forschung zu Musiktheater gemeinsam mit André Erlen.